Mose

Der hebräische Name des Kindes ist Mosheh. In der Septuaginta werden die verschiedenen hebräischen Namen in griechischer Form wiedergegeben. Das bewirkt unumgängliche Veränderungen. Die griechische Sprache hat keinen "sch"-Laut und keine Schreibweise dafür. Es wird deshalb ein normales S verwendet. Da griechische Namen zudem fast immer auf "s" enden, fügt man also eins dazu. Und so wird Mosheh zu Moses. In diesem Buch werden wir die Schreibweise "Mose" wie in der revidierten Elberfelder Bibel, benutzen.

Die englischen Ausgaben des Neuen Testaments (das fast durchgehend auf Griechisch abgefasst ist) enthält meinstens die hebräischen Namen in der griechischen Form. "Jesus" ist zum Beispiel die griechische Form von "Joschua". Deutsche Ausgaben des Alten Testaments, geben aber soweit möglich die hebräischen Namen in ihrer ursprünglichen Form wieder. So kommt es, dass der Name "Moses" bekannter ist als "Mose".

Die priesterlichen Bearbeiter des Hexateuch sahen im Namen "Mosheh" eine Ähnlichkeit mit dem hebräischen "mashah", das "herausziehen" bedeutet und leiten die Bedeutung des Namens davon ab:

2 Mos 2:10 ... Tochter des Pharao... Und sie gab ihm den Namen Mose, indem sie sagte: Ich habe ihn ja aus dem Wasser gezogen.

Nun wird eine ägyptische Prinzessin aber kaum die hebräische Sprache benutzen, um einem Sohn einen Namen zu geben (nicht mal, wenn man sich vorstellt, dass sie sich überhaupt die Mühe gemacht hat, die Sklavensprache zu lernen). Übrigens hat Mose eine wesentlich einfachere Bedeutung auf Ägyptisch. Es bedeutet "Sohn". (So bedeutet Thutmose "Sohn von Thoth" Rameses "Sohn von Ra", wobei Thoth und Ra ägyptische Götter waren).

Die Legende um die Kindheit Moses ist kaum glaubwürdiger als der Name. Urtümliche Legenden sind voll von Erzählungen über Kinder, die aus dem einen oder anderen Grund ausgesetzt wurden, um auf wundersame Weise gerettet zu werden und später etwas Großes wurden. In den griechischen Legenden ist das der Fall mit Perseus, Ödipus und Paris, in den römischen Legenden Romulus und in den persischen Cyrus.

Die bedeutendste von allen Legenden ist die über Sargon von Akkad (siehe oben), der über tausend Jahre vor Mose lebte. Man hat die Legende auf babylonischen Tontafeln gefunden, die mehrere hundert Jahre vor dem Exil geschrieben wurden. Die Priester in Babylon, die dem Hexateuch seine endgültige Form gaben, müssen davon gehört haben und haben sie vermutlich zu ihre Eigene gemacht.

Sargon von Akkad wird als unehelicher Sohn einer Adelsfrau beschrieben, die ihn heimlich in Scham geboren hatte und ihn darauf aussetzte. Sie setzte ihn in ein kleines Schilfboot und lies ihn flussabwärts treiben. Der Säugling wurde von einem armen Mann gerettet, der ihn wie seinen eigenen Sohn erzog.

Die biblischen Schrifsteller verbesserten diese Geschichte allerdings. Mose war ein ehelicher Sohn und wurde von einer Prinzessin erzogen.

Es gibt keine biblischen Geschichten über Kindheit und Jugend von Mose, aber spätere Legenden füllen diese Jahre mit Handlung, die die Ehre eines zukünftigen Führers der Israeliten vergrößern. So erzählt Josephus zum Beispiel, wie die Ägypter den einfallenden Äthiopiern ausgeliefert waren, aber Mose die Führung über die ägyptischen Streitkräfte übernahm und die Äthiopier vollkommen schlug. In den ägyptischen Aufzeichnungen finden sich dazu allerdings keine Entsprechungen zu den von Josephus geschilderten Ereignissen.

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