Hamor der Hewiter

Jakobs Aufenthalt in Sichem war aber unglücklich:

1 Mos 34:1 Und Dina, die Tochter Leas, die sie dem Jakob geboren hatte, ging aus, die Töchter des Landes zu sehen.
1 Mos 34:2 Da sah Sichem sie, der Sohn des Hewiters Hamor, des Fürsten des Landes; und er nahm sie und legte sich zu ihr und tat ihr Gewalt an.

Die Einwohner Sichems werden Hewiter (oder Hiwiter) genannt. Der Name taucht in der "Völkertafel" in Kapitel 10 auf:

1 Mos 10:15 Und Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Het
1 Mos 10:16 und den Jebusiter und den Amoriter und den Girgaschiter
1 Mos 10:17 und den Hewiter und den Arkiter und den Siniter

Sie werden in diesem Zusammenhang mit Sichem genannt, im Buch Josua bewohnen sie Gibeon, eine Stadt etwa 40 km südlich von Sichem. Es ist deshalb üblich, die Hewiter als einen unbedeutenden Stamm Kanaans anzusehen, die in der Mitte Kanaans lebte. Die "Anchor Bible" hält es aber für möglich, dass die Hewiter ein hurritisches Volk war. Es gibt möglicherweise hier und da in der Bible etwas Verwirrung zwischen Horite, Hurriter, Hewiter, Hethiter und die Fragen können zur Zeit nicht alle geklärt werden.

Sichem wollte nach der Vergewaltigung Dina heiraten. Die Söhne Jakobs waren aber nur einverstanden, falls alle Männer der Stadt sich beschneiden lassen würden. (Dass die Einwohner Sichems nicht beschnitten waren, deutet darauf, dass sie keine Semiten waren, und das stützt die Vermutung der Hurriten). Nach der Beschneidung, als sie wund und mitgenommen waren, griffen Jakob und seine Söhne sie an, um die Vergewaltigung zu rächen.

1 Mos 34:25 Und es geschah am dritten Tag, als sie in Schmerzen waren, da nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder Dinas, jeder sein Schwert und kamen ungehindert gegen die Stadt und erschlugen alles Männliche.

Dieses Kapitel setzt nun fort mit der Geschichte Jakobs und seiner Söhne und beschreibt damit eine frühe Stammesgeschichte. Es ist schwer vorstellbar, dass zwei einzelne Menschen eine Stadt angreifen würden. Es handelt sich eher um einen Krieg zwischen Stämmen, die mit ihrem Stammesnamen bezeichnet werden. Selbst Sichem, der Vergewaltiger, ist ein Stammesname.

Was also wirklich geschah, war, dass die drei Stämme vor der Eroberung Kanaans gemeinsam einen Angriff auf die Mitte Kanaans gewagt haben. Der Stamm Dina wurde bei Sichem geschlagen und zerstört und wurde von den Stämmen Simeon und Levi gerächt, die aber dabei selber erhebliche Verluste beklagen mussten und sehr geschwächt wurden. Sie schlossen sich daraufhin dem israelitischen Bund an, als dieser sich sammelte, um Kanaan zu erobern.

Das wird durch die Tatsache belegt, dass die Stämme Simeon und Levi während der Stammeszeit die schwächsten der Stämme waren. Simeon nahm Land im äußersten Süden und ging bald nach der Eroberung in Juda auf. Levi bekam nie ein eigenes Gebiet, sondern bewohnte einzelne Städte. Die Leviten späterer Zeit hatten eine religiöse Aufgabe und werden nirgendwo mehr als Krieger genannt.

Jakob hatte sich nach der Erzählung gegen den Angriff ausgesprochen und sah sich nach der Schlacht gezwungen aus Angst vor Vergeltung, das Gebiet zu räumen.

Seit seinem Aufenthalt in Sichem verbindet man aber bestimmte Erinnerungen mit Sichem. Zweieinhalb km östlich der Stadt findet man immer noch den "Brunnen Jakobs" und etwas weiter östlich, das Grab Josefs. Zur Zeit des Neuen Testaments entstand die Überlieferung, dass alle Söhne Jakobs in der Nähe von Sichem beerdigt wurden.

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