Henoch, der Sohn von Set

Die Nachfahren Adams, durch Set, werden danach, nicht ganz so hastig wie die Nachfahren Kains, durch acht Generationen aufgezählt (zehn, wenn man Adam und Set mitzählt). Zusammen betrachtet ergeben sie die „vorsintflutigen“ Patriarchen. (Ein Patriarch ist das Oberhaupt eines Stamms).

Die Namen der Nachfahren Sets sind auffällig den Nachfahren Kains ähnlich. Es kommen an beiden Stellen ein Henoch und ein Lamech vor, und andere Namen sind, wenn sie nicht gleich sind, dann doch sehr ähnlich. Möglicherweise beruhen sie auf die gleichen Sagen, eine überliefert von J und eine von P.

Die vorsintflutlichen Patriarchen erreichen ein beträchtliches Alter. Mehrere von ihnen, darunter auch Adam, lebten fast tausend Jahre. Der Rekordhalter ist Metuschelach, der ein Alter von 969 Jahren erreichte.

Diese Patriarchen können keinen historischen Personen zugeordnet werden und man weiß nichts anderes über sie, als hier in der Bibel erwähnt wird. Sie scheinen aber eine babylonische Überlieferung wiederzuspiegeln. Zumindest hatten die Sumerer zehn Könige, die vor einer Flut regierten. Jede von ihnen regierte viele tausend Jahre. Es wird angeführt, dass einer von ihnen 65000 Jahre lebte. Die Verfasser des ersten Buch Mose haben keineswegs diese Sagen in Zweifel gezogen, waren aber offensichtlich bemüht, die Altersangaben auf eine vernünftige Größe zu mindern.

Dazu kommt, dass die Verfasser den ganzen Hexateuch durch die Lebzeiten der Hauptpersonen ständig verkürzen, obwohl sie am Ende immer noch über 100 Jahre alt werden.

Von den vorsintflutlichen Patriarchen erreicht einer ein Alter, das sich von den übrigen unterscheidet. Das ist Henoch, der Vater von Metuschelach.

1 Mos 5:23 Und alle Tage Henochs betrugen 365 Jahre.
1 Mos 5:24 Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg.

Die Tatsache, dass Henoch 365 Jahre lebte, sein vater aber 962 und sein Sohn 969 Jahre, ist eigenartig. Ob es ein Zufall ist, dass es 365 Tage in einem Jahr gibt? Vielleicht sind hier Reste einer alten babylonischen Sonnengeschichte?

Was es bedeuten soll, dass Henoch mit Gott wandelte und nicht mehr da war, ist unklar. Spätere Überlieferungen erklären aber, dass es meistens als Belohnung für ungewöhnliche Frömmigkeit angesehen wird, wenn jemand lebendig in den Himmel aufgenommen wird.

Juden nach dem Exil mutmaßten, dass Henoch die Vergangenheit und die Zukunft der Menschheit sehen konnte. Zwischen 200 v.Chr. und 50 v.Chr. wurden mehrere Bücher geschrieben, die angeblich von Henoch stammten und diese Vergangenheit und Zukunft beschrieben. Sie sind völlig sagenhaft und sind eine Art der „religiösen Fiktion“, die aber in der Zeit nich dem Exil üblich war. (Ein teil davon fand aber, wie wir noch sehen sollen, den Weg in die Bibel).

Die Bücher, die man Henoch zuschreibt, wurden nicht in die Bibel aufgenommen. Sie werden aber im Neuen Testament erwähnt. Im Brief von Judas, schreibt er:

Judas 1:14 Es hat aber auch Henoch, der Siebente von Adam an, von ihnen geweissagt…

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