Ararat

Wenn man die Altersangaben der vorsintflutlichen Stammesoberhäupter zur Zeit der Geburt ihrer Söhne, findet man, dass Noah, der ururururururur-Enkel Adams 1056 Jahre nach der Schöpfung, oder (wenn man Usshers Zahlen anerkennt) etwa 3000 v. Chr. Als er 600 Jahre alt wurde, also etwa 2400 v. Chr., kam die Sintflut.

Nach der Bibel ist das eine weltweite Überschwemmung. Es gibt aber nirgends einen Anhalt für ein solches Ereignis. Die ägyptische Kultur erlebte zu damals gerade eine Blütezeit und man baute gerade die Pyramiden. Keine ägyptischen Quellen, soweit bekannt, erzählen von anderen Fluten als die jährliche Überschwemmung.

Die biblische Geschichte kann sich aber trotzdem auf ein tatsächliches Ereignis beziehen, das vielleicht nicht weltweit, sondern örtlich passiert ist.

Sumer war ein Land zwischen zwei Flüssen. Wie bei allen großen Flüssen, man denke hier nur an unsere eigene Flüsse Rhein und Oder, können ungewöhnliche Hochwässer zu gewaltige Überschwemmungen führen. In einem so flachen Land wie Sumer braucht man nicht viel Hochwasser um alles zu überschwemmen.

Eine besonders böse Überschwemmung würde Generationen später in Erinnerung bleiben. Und es traten in der Tat böse Überschwemmungen auf. In 1929 fand bei seinen Ausgrabungen nahe Euphrat der englische Archäologe Sir Charles Leonard Woolley vom Wasser abgelagerte Schichten, die über 3 m tief waren. Solche Ablagerungen wurden aber nicht überall gefunden und die sumerische Kultur hat nie eine vollkommene Unterbrechung erlebt. Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass um 3000 v. Chr. herum sehr große Überschwemmungen aufgetreten sind.

Wenn so eine Geschichte durch die Zeiten wieder und wieder erzählt wird, ist es möglich, dass man von einer Flut, die große Teile Sumers überschwemmt hat, später sagt, dass sie die "ganze Welt" umfasste, womit die "ganze Region" gemeint wird. Spätere Generationen, die ein anderes Verständnis der Geographie haben, nehmen den Ausdruck "die ganze Welt" vielleicht wörtlich und verschwenden dann die Zeit mit unnotwendigem Nachsinnen über das Unmögliche.

(Ein gutes Beispiel hierfür ist die Aussage, die unter altertümlichen Historikern gefunden wird, dass Alexander der Große "die Welt" eroberte, und nach "andere Welten zu erobern" rief. Er hatte in der Tat so ziemlich alles erobert, was die Griechen damals kannten. Es betrug aber nicht mehr als 4-5% der Erdoberfläche, so er hätte noch jede Menge zu erobern gehabt.)

Die Menschen in Sumer und Akkadien (das nordwestlich von Sumer lag) erzählten sich immer wieder die Geschichte einer besonderen Überschwemmung, die von ungewöhnlich heftigen Regenfällen in der Gegend ausgelöst sein kann. Einige meinen, dass Regen allein nicht eine solche Überschwemmung bewirken könnte, sondern dass auch ein Anstieg des Meeres im Persischen Golf aufgetreten sein könnte.

Eine Ursache für so eine Überschwemmung könnte natürlich ein Meteorit sein, der im Meer eingeschlagen ist und so eine enorme Flutwelle bewirkt hat. Eine andere Möglichkeit wäre eine Tsunami als Folge eines Seebebens.

Der Einfluss von Meereswasser (aus welchen Gründen auch immer), ist tatsächlich Bestandteil der biblischen Geschichte:

1 Mose 7:11 "Im 600. Lebensjahr Noahs... brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich."

Ein Meereseinfluss und Regen gleichzeitig also.

In 1872 deutete ein englischer Archäologe, George Smith, alte Tontafeln von den Resten einer assyrischen Bibliothek und fand da eine Beschreibung einer Überflutung, bei der ein Mann sich selbst, seine Familie und ausgewählte Tiere in einem Schiff rettet. Die Geschichte gründet sich auf noch ältere Geschichten, die zurück zu sumerischer Zeit gehen.

Der Held dieser Geschichte ist Gilgamesh, der König der akkadischen Stadt Erech. Er sucht nach dem ewigen Leben und findet Ut-Napischtim, der das Geheimnis hat. Ut-Napischtim erzählt seine Geschichte. Er war scheinbar König einer sumerischen Stadt zur Zeit der Überschwemmung und überlebte auf einem großen Schiff. Gilgamesch bekam von ihm das Geheimnis des ewigen Lebens und beschaffte sich auch beinahe die Voraussetzungen dafür, verlor es aber durch ein Missgeschick.

Die Einzelheiten dieser sumerischen Überschwemmung haben viel mit der biblischen Sintflut gemeinsam. Es ist möglich, dass die biblische Geschichte eine Ausgabe dieser viel älteren Geschichte ist.

In der biblischen Geschichte bleibt Noahs Arche auf dem Wasser monatelang. Das Wasser geht nur langsam zurück. Dann

1 Mose 8:4 "... ließ sich die Arche auf dem Gebirge Ararat nieder."

Ein bestimmter Berggipfel wird nicht genannt. Ein "Berg Ararat" wird nicht erwähnt. Die Bibel sagt klar "das Gebirge Ararat". Ararat wird also eine Gegend oder ein Land sein mit einem Gebirge, das so heißt.

Falls man weitere biblische Beweise braucht, dass Ararat eine Gegend und nicht ein Berg ist, dann findet man einen im 51. Kapitel von Jeremia. Dieser Prophet meldet Gottes Absicht, Babylon zu zerstören, obwohl dieses gerade dabei war, Juda zu erobern:

Jeremia 51:27 "... ruft gegen es die Königreiche Ararat, Minni und Aschkenas herbei!"

Aber wo und was war Ararat? Wir müssen die Geografie so sehen wie die Verfasser des 1. Buches Mose es taten und nicht so, wie es zur Zeit der Sumero-Akkadier aufgefasst wurde.

In der assyrischen Zeit gab es ein Königreich in den Bergen, wo Euphrat und Tigris entspringen, in der heutigen Osttürkei. Es lag um den Van-See, eine große Salzsee und wird oft das "Königreich Van" genannt. Dieses Reich erstreckte sich von diesem See bis zu den Kaukasus-Bergen und in assyrischen Inschtriften wird davon berichtet unter dem Namen Urartu, von dem Ararat offensichtlich eine Abwandlung ist.

Das Königreich Ururtu wurde durch assyrische Angriffe erheblich geschwächt und um 612 v. Chr. verschwand es, zur Zeit als auch Assyrien zerstört wurde. Es kamen neue Stämme (persischer Herkunft) in die Gegend, wo es gewesen war und man gab dem Land einen neuen Namen, nämlich Armenien.

In Teilen der Bibel, die nach dem Verschwinden Urartus geschrieben wurden, kann der Name Armenien auftauchen. So ist im 2. Buch der Könige die Rede von der Ermordung des assyrischen Königs Sennacherib durch seine zwei Söhne, die danach rasch flohen:

2 Könige 19:37 "... da erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert; und sie entkamen in das Land Ararat."

Einige Bibelübersetzungen haben hier: "Armenien".

Die Überlieferung, dass die Arche in Ararat landete fast 1000 km nordöstlich von Sumer spricht mehr für einen Anstieg des Meeresspiegels. Eine normale Überschwemmung durch Anstieg eines Flusses würde schwimmende Gegenstände eher flussabwärts spülen - in südöstliche Richtung in den Persischen Golf. Eine große Welle aus dem Ozean würde sie in die andere Richtung spülen.

Trotz aller Beweise des Gegenteils sehen einige Leute immer noch Ararat als einen Berg an und tatsächlich hat man auch einen bestimmten Berggipfel so genannt. Der Berg Ararat ist ein Berg am östlichen Ende der Türkei etwa 115 km nordöstlich vom Van-See. Er hat zwei Gipfeln, Großer Ararat und Kleiner Ararat. Der größte ist etwa 5 km hoch. Die Überlieferung hat sich eingebürgert, dass die Arche Noah irgendwo auf dem Großen Ararat zu stehen kam. Hin und wieder werden Expeditionen ausgeschickt um danach zu suchen.

Theorie der Flutung des Schwarzen Meeres

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