Aram
Nach Nimrod beschreiben die Verfasser des 1. Buches Mose die Nachkommen Hams als die Nachkommen von Mizrajim (Ägypten) und Kanaan. Einige von ihnen sind belanglos und andere besprechen wir am besten später.
Danach wird Sem beschrieben:
1 Mose 10:22 "Die Söhne Sems: Elam und Assur und Arpachschad und Lud und Aram."
1 Mose 10:24 "Und Arpachschad zeugte Schelach, und Schelach zeugte Eber."
Die ersten zwei Söhne Sems sind Elam und Assur die Stammesnamen der Elamiten und Assyrer, die zu der Zeit, als das 1. Buch Mose geschrieben wurde, die meist machtvollen "semitischen" Stämme waren. Semitisch in Anführungszeichen, denn Elam war nicht semitisch in modernem Sinne. Die Sprache war mit keiner anderen verwandt, und erst recht nicht mit Semitisch. Die Nähe zum semitischen Babylonien und Assyrien und die langen Verbindungen mit beiden (sei es auch nur durch ganzjährigen Krieg) erfüllte die biblische Bedeutung dieses Wortes. Fast bis zum Ende der assyrischen Zeit war Elam der große uneroberte Gegner Assyriens und wurde so als unabhängiger Sohn von Sem beschrieben. Da Elam offensichtlich älter war als Assyrien, war es auch der älteste Sohn.
Die anderen drei Söhne von Sem können weiter Gebiete am Rande des Assyrischen Reiches bezeichnen, die im 8. Jahrhundert v. Chr. noch nicht erobert worden waren.
Aram ist offensichtlich der Stammesname der aramäischen Stämme. Diese gingen aus dem nördlichen Arabien hervor etwa im 12. Jahrhundert v. Chr und sickerten in den gesamten fruchtbaren Halbmond ein. Aramäische Raubzüge schwächten das Assyrische Reich etwas nach dessen ersten Eroberungen unter Tukulti-Ninurta I und Tiglath-Pileser I, der etwa 1100 v. Chr. starb. Für weitere 200 Jahre verharrte das assyrische Reich in einer Starre. Das westliche Asien bekam dadurch die Möglichkeit, sich selbstständig zu entwickeln.
Selbst als das Assyrische Reich sich erholt hatte und nach 900 v. Chr. wieder erweitert wurde, bestand ein aramäisches Königreich nördlich von Kanaan fort bis 732 v. Chr. Für die Verfasser des 1. Buches Mose verdiente es Erwähnung als eigener Sohn von Sem.
Lud ist mehr umstritten. Die Ähnlichkeit im Klang lässt an Lydien denken, das bereits unter "Magog" erwähnt wurde (siehe das Kapitel Jafet). Lydien im westlichen Kleinasien bewahrte die Unabhängigkeit von Assyrien, obwohl es gelegentlich Tribut zahlen musste.
Damit bleiben nur zwei kleine Königreiche übrig, Israel und Juda, die, als das 1. Buch Mose geschrieben wurde, eine unsichere Selbstständigkeit aufrechterhielten. Da es in diesen zwei Ländern war, dass die wichtigen Teile des Buches entstanden, verdienen sie erwähnung als eigene Söhne von Sem.
Das wurden sie irgendwie auch. Arpachschad ist ein sprachwissenschaftliches Rätsel und scheint nicht mal ein semitischer Name zu sein. Da 1. Mose 10:24 aber feststellt, dass Arpachschad der Großvater von Eber war, und Eber der Stammesname der Hebräer war, dann wird das sowohl Israel als auch Juda umfassen (und gewisse verwandte Völker.)