Sodom und Gomorra
Während man auf den Erben wartet, wechselt das Blickfeld wieder auf die Außenwelt.
Abraham erfährt, dass die Städte der Ebene, von denen Sodom und Gomorra die wichtigsten waren, bei einer großen Katastrophe zerstört werden müssen. Lot hatte ja gewählt, in Sodom zu leben (siehe Der Fluss Jordan) und Sodom hatte die Aufruhr gegen Kedor-Laomer angeführt (siehe Das Tal Siddim).
Abraham versucht auf Seiten derjenigen Einwohner zu vermitteln, die rechtschaffen sind, und sein Neffe Lot wird es erlaubt, in Zeit nach der kleinsten Stadt der Ebene zu flüchten, Zoar (obwohl die Frau Lots nach der Erzählung verloren geht und in eine Salzsäule verwandelt wird).
1 Mose 19:23 ...als Lot nach Zoar kam.
1 Mose 19:24 Da ließ der HERR auf Sodom und auf Gomorra Schwefel und Feuer regnen...
1 Mose 19:25 und kehrte diese Städte um und die ganze Ebene des Jordan und alle Bewohner der Städte und das Gewächs des Erdbodens.
Die Beschreibung der Katastrophe würde gut zu einem Vulkanausbruch zusammen mit einem Erdbeben passen. Oder zum Einschlag eines großen Meteoriten. Solche Ereignisse haben durchaus auch in neuerer Zeit gewaltige Folgen gehabt. In 1883 tötete ein Vulkanausbruch auf der Insel Krakatao in der Straße zwischen den indonesischen Inseln Java und Sumatra 36000 Menschen.
Die Frage bleibt aber, wo Sodom und die anderen Städte vor der Zerstörung gelegen haben können. Die "Ebene" kann die gesamte Senke bezeichnen, in der Jordan und das Tote Meer liegen und das nach 1 Mose 13:10 "ganz bewässert war".
Sicher sind die Küsten des Toten Meeres heute kahl und unfruchtbar. Das kann aber natürlich mit der beschriebenen Katastrophe zusammenhängen.
Die meist interessante Möglichkeit ergibt sich aus der Beobachtung, dass der Wasserstand das Toten Meeres zu Abrahams Zeiten niedriger als heute gewesen sein kann. Vielleicht bestand das Tote Meer damals (wie heute) nur aus dem tiefen Teil, der bis vor wenigen Jahren 2/3 der Fläche des Toten Meeres ausmachte (siehe Das Tal Siddim). Der südliche Teil kann eine trockene oder sumpfige Ebene gewesen sein, auf der Sodom und ihre Schwesterstädte gelegen haben, und zwar mit einem Grundwasserstand, der das Gebiet fruchtbar hielt und nach Norden ins Tote Meer abgelaufen ist. Das kann sehr wohl das "Tal von Siddim" gewesen sein, das in 1 Mose 14:3 erwähnt wird.
Dann kann die Katastrophe, die Sodom und die anderen Städte befiel, sei es nun ein Vulkan, ein Erdbeben oder ein Meteorit, zu einem Erdrutsch und einem Absinken des Landes geführt haben, sodass das Wasser des Toten Meeres nach Süden floss, was durch ein mögliches Ansteigen des Wasserspiegels im Toten Meer nicht besser wurde. Falls das alles so wäre, dann wären die Reste der Städte (bei kanaanäischen Städten von 1900 v.Chr. ohnehin nicht viel) heute von Meerwasser bedeckt.
Man hat allerdings nirgendwo außer der Bibel irgendwelche Hinweise auf so eine Katastrophe und ebenso auf der Stelle keine Hinweise unter dem Wasser auf frühere Kulturen.
Obwohl es hier nicht erwähnt wird, wurden laut 5. Buch Mose noch zwei weiteren Städte der Ebene zerstört:
5 Mose 29:22 nach der Umkehrung von Sodom und Gomorra, von Adma und Zebojim...
Zoar, die letzte Stadt der Ebene, Lots Zufluchtsort, wurde geschont. Im Buch Jeremia wird Zoar unter den Städten erwähnt:
Jeremia 48:33 und verschwunden sind Freude und Jubel... und aus dem Land Moab...
Jeremia 48:34 "... von Zoar bis Horonajim..."
Von der bekannten Lage von Moab ausgehend platziert dieses Zoar am ehesten südöstlich des Toten Meeres, vielleicht ungefähr an der heutigen Küste, gerade weit genug von den anderen entfernt, um die Katastrofe und Überschwemmung zu entgehen. Heute gibt es keine Spur von Zoar.
Während des Mittelalters, übrigens, als nur wenige Menschen des Tote Meer gesehen hatten, man aus dem 19. Kapitel des 1. Buches Mose nur schreckliche Eindrücke davon. Man glaubte, dass das Wasser schwarz sei und die Dämpfe darüber giftig. Vögel könnten nicht darüber fliegen. Davon ist natürlich nichts wahr. Das Klima ist elend, das Wasser bitter und leblos, es ist aber äußerlich nicht giftig und man kann darin schwimmen, wenn man will. Das ist übrigens ein besonderes Erlebnis, denn wegen der Schwere des dichten Wassers kann man nicht sinken, selbst, wenn man versucht.