Jafet
Die Griechen müssen, im biblischen Sinne, als Jafetiten angesehen werden. Die Verfasser des 1. Buch Mose sind vielleicht hier auch von griechischen Quellen beeinflusst worden, die sie von Westen her erreicht haben.
Jafet selbst wird zum Beispiel von einigen als der Titan Japetus in der griechischen Sagenwelt angesehen. Nach den griechischen Sagen war Japetus der Vater von Prometheus, der wiederum die Menschen erschaffen hat, indem er sie aus Lehm formte. Japetus wurde deshalb als Stammvater aller Menschen gesehen. Für die Hebräer war Jafet der Stammvater all solcher Menschen zu denen die Griechen gehörten.
Die Söhne und Enkelsöhne Jafets werden im 10. Kapitel aufgelistet:
1 Mose 10:2 "Die Söhne Jafets: Gomer und Magog und Madai und Jawan und Tubal und Meschech und Tiras."
1 Mose 10:3 "Und die Söhne Gomers: Aschkenas und Rifat und Togarma."
1 Mose 10:4 "Und die Söhne Jawans: Elischa und Tarsis, die Kittäer und die Rodaniter."
Erinnern wir uns noch daran, dass die Auflistung die politische Situation wiedergibt, die zur Zeit der Niederschrift des 1. Buches Mose vorherrschte, also die Assyrische Zeit.
Was die Söhne von Jafet angeht, wird Gomer wohl das Volk der "Gimirrai" sein, die Kimmerer. Sie lebten früher nördlich des Schwarzen Meeres, fielen unter Druck von asiatischen Barbaren aber im 7. Jahrhundert v. Chr. in Kleinasien ein und traf dort in gewaltigen Schlachten auf die Assyrer. Am Ende wurden sie wohl geschlagen, aber das assyrische Reich hatte dabei mächtig gelitten. Die Kimmerer waren zur Zeit der Niederschrift auf jeden Fall ein wichtiges Volk, das Erwähnung verdiente und sie werden als ältester Sohn Jafets beschrieben.
Was Magog angeht, bedeutet das "das Land der Gog", wobei Gog der Herrscher ist, den wir unter dem Namen Gyges kennen. Er war König der Lydier, ein Volk im Westen Kleinasiens und war einer der größten Gegner der Kimmerer. Er starb in einer Schlacht in 652 v. Chr.
Madai weist vermutlich auf die Meder hin, die das Gebiet östlich von Assyrien bewohnten. Tubal, Meschech und Tiras werden alle als Stämme in Kleinasien angesehen. Der Name Tiras lässt an den griechischen Namen "Tyrsenoi" denken, ein Volk, das soweit bekannt erst in Kleinasien lebte, dann aber nach Italien auswanderte. Wenn das so ist, bezeichnet Tiras die Etrusker.
Der interessanteste Sohn Jafets ist Javan. Sein Name ist fast sicher mit einer archaischen Form von "Ion" gleichzusetzen, der Stammvater der Ionischen Griechen. Die Ionier wanderten etwa 1000 v. Chr. nach Osten und besetzte die ägäischen Inseln und die Westküste Kleinasiens. Von allen griechischen Stämmen waren sie Kanaan am nächsten und den Israeliten zur assyrischen Zeit am besten bekannt. Ihr Stammesname würde natürlich für die Griechen im allgemeinen benutzt werden.
Der Sohn Gomers, Aschkenas mag das gleiche sein wie "Aschguza" in den assyrischen Inschriften. Der Name scheint das Volk zu bezeichnen, das die Griechen, und damit auch wir, als Skythen kennen. Die Skythen waren Nomadenstämme, die von irgendwo in Zentralasien nach Europa kamen irgendwann vor 1000 v. Chr. Sie waren es, die die Kimmerer nach Kleinasien trieben. Die Skythen siedelten sich im Steppenland nördlich des Schwarzen Meeres an und so gesehen könnten sie als Aschkenas gut als ältester Sohn von Gomer (den Kimmerern) angesehen werden.
Aus irgend welchen Gründen sahen die Juden später Aschkenas als der Stammvater der Germanen an. Deutschsprachige Juden wurden deshalb "Aschkenazim" genannt, im Gegensatz zu den spanischen "Sephardim".
Man würde erwarten, dass die Söhne Javans, die im 1. Buch Mose aufgelistet sind, die Griechen bezeichnen, die in der Nähe von Israel sind. Elischa klingt wie "Alaschija" das in assyrischen Dokumenten gefunden wird, und das Zypern bezeichnet. Zur assyrischen Zeit war diese Insel bereits von Griechen kolonisiert worden und war das nächstgelegene aller griechischer Länder, nur etwa 300 km Richtung Nordwest.
Zypern wird tatsächlich zweimal erwähnt, denn Kittim ist bestimmt Kition (Citium auf Latein), eine Stadt auf der Südküste Zyperns. Der Name wurde oft für das ganze Land benutzt.
"Die Rodaniter" könnte gut Rhodos sein.
Tarsis wird aufgrund späterer Erwähnungen in der Bibel oft als eine Stadt in Spanien angesehen. In diesem besonderen Fall aber könnte es sich genau so gut um Tarsus handeln, eine wichtige Hafenstadt auf der Südküste Kleinasiens. Es war eine wichtige Stadt zur Zeit der Assyrer und der Name könnte die Griechen in Kleinasien allgemein bezeichnen.