Juda

Jakob wies seinen Söhnen an, sich um sein Sterbebett zu versammeln, damit er ihnen ihr Zukunft vorhersage. Darauf folgt das "Testament Jakobs", das in etwa der Lage zur Zeit von König David wiedergibt, sodass das 49. Kapitel des 1. Buches Mose möglicherweise zu diesem Zeitpunkt seine endgültige Form erhalten hat.

Die benutzte Sprache ist orakelhaft. Während sie mit ihren Hinweisen zu damals bekannten Ereignissen möglicherweise leicht verständlich gewesen ist, ist sie uns aber im Laufe der Zeit unklar geworden.

Die ersten drei Söhne werden schnell abgehandelt. Ihre anfängliche Vorherrschaft war zur Zeit König Davids dahingeschwunden:

1 Mose 49:3 Ruben, mein Erstgeborener bist du...
1 Mose 49:4 Du bist übergewallt wie das Wasser, du sollst keinen Vorrang haben, denn du hast das Lager deines Vaters bestiegen...
1 Mose 49:5 Die Brüder Simeon und Levi, Werkzeuge der Gewalttat sind ihre Waffen.
1 Mose 49:7 Verflucht sei ihr Zorn...

Die überlieferten Gründe ihres Misslingens ist Rubens Verführung von Bilha und der Angriff Simeons und Levis auf Sichem.

Als Jakob sich an seinen vierten Sohn wendet, wird er begeistert:

1 Mose 49:8 Juda, du, dich werden deine Brüder preisen...
1 Mose 49:10 Nicht weicht das Zepter von Juda noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen weg...

Dieses entspricht dem Umstand, dass es bei der Bildung des dauerhaften und machtvollen Königreichs David vom Stamm Juda war, der es errichtete. Israel hatte zu diesem Zeitpunkt sämtliche Feinde besiegt und beherrschte die gesamte westliche Hälfte des Fruchtbaren Halbmonds. Das scheint die Geschichte Israels zu einem siegreichen Höhepunkt gebracht zu haben, der diesen Teil des Alten Testament durchdringt.

Allerdings wurde das Königreich weniger als 100 Jahre danach geteilt und die judäische Dynastie Davids behielt nur den kleineren Teil. Vermutlich wurde das 49. Kapitel fertiggestellt, bevor diese Teilung stattfand.

Die Herrschaft über den südlichen Teil des Landes verblieb in der Hand der Nachkommen Davids bis 586 v.Chr. In diesem Sinne "wich das Zepter nicht von Juda" während mehr als 4 Jahrhunderte.

Die restlichen Brüder werden mit einer Ausnahme nur kurz und rätselhaft, aber durchgehend wohlwollend erwähnt. Die Ausnahme ist natürlich Josef, der lang und breit gelobt wird. Dieses spiegelt die Bedeutung der Stämme Ephraim und Manasse während der Stammeszeit, vor der Errichtung des Königreichs Davids, wieder.

Es kann auch eine Frage der Höflichkeit sein. Die nördlichen Stämme konnten sich nicht für die Vorherrschaft Judas erwärmen und haben sich schnell genug zurückgezogen. Es wäre vielleicht unklug, einen Lob für ihre Würdenträger zu verschweigen.

Jakob starb dann im Alter von 147 und wurde von seinen Söhnen zur Beerdigung nach Kanaan gebracht, sodass er in der Höhle von Machpela beerdigt werden konnte, wo bereits seine Großeltern, Abraham und Sarah, beerdigt worden waren, seine Eltern, Isaak und Rebekka, und eine seiner Frauen, Lea.

Mehr als ein halbes Jahrhundert später starb Josef ebenfalls, im Alter von 110 Jahren. Damit geht das 1. Buch Mose zu Ende zu einem Zeitpunkt, das auf etwa 1650 v.Chr. geschätzt werden kann. Der Vorhang geht jetzt herunter auf ein Ägypten, in dem die Hyksos weiterhin fest regieren und die Israeliten willkommene Gäste des Landes sind.

Wenn der Vorhang wieder aufgeht und das folgende Buch anfängt, sind etwa 400 Jahre vergangen und die Umstände haben sich tiefgreifend geändert.

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