Einleitung

Es ist fast immer ein richtiges Gefühl vorausgegangen, eine Idee, die noch nicht durch ausreichende Beweise unterstützt wird, aber im Geist des Menschen mit einer gewissen Festigkeit angenommen wird - sowohl im ganzen Kreis dessen, was den Menschen später zur klaren Erkenntnis geworden ist als auch im Kreis dessen, was noch zu enthüllen und zur Gültigkeit wissenschaftlicher Bestimmtheit zu steigern überlassen ist. Und so ist auch das Thema dieser Abhandlung schon längst bekannt und gewiss vorausgesetzt, nämlich dass Mohammed in seinem Koran vieles aus dem Judentum, wie es sich zu seiner Zeit darstellte, aufgenommen habe, obgleich für diese annahme durchaus nicht hinlängliche Gründe da waren.

Und eben das Streben, dieser sehr richtigen Vermutung ihren Platz unter die wissenschaftlichen Gewissheiten zu verleihen scheint wohl den Wunsch der Fakultät veranlasst zu haben, diesen Gegenstand von Kennern der Quellen sowohl des Korans als auch des Judenthums bearbeiten zu lassen. Um diesem Wunsch zu entsprechen gehe ich im Bewusstsein meiner zwar schwachen Kräfte, aber auch meines ernsten Fleißes und meiner festen Entschlossenheit entgegen.

Wenn dieses Ziel erreicht werden soll und nicht nur eine Aufstellung von Sätzen, die scheinbar aus dem Judentum stammen und aus der Geschichte völlig losgerissen einzeln dastehen, sondern eine wissenschaftliche Darstellung, dann muss der Zusammenhang der nachzuweisenden Tatsachen mit dem ganzen Leben und Wirken Mohammeds aufgesucht werden, mit den Ereignissen, die sein Wirken bestimmt haben und denen, die er selbst bewirkt hat. So zerfällt diese Abhandlung in zwei Teile. Die erste soll die Frage beantworten: "Wollte, konnte und durfte Mohammed etwas aus dem Judenthum aufnehmen, und wenn ja, wie?" Die zweite soll die tatsächliche Entlehnung als Bestätigung nachweisen. Ein solcher einzelner Nachweis kann nur einen wissenschaftlichen Wert gewinnen, indem er einerseits das Vorhaben Mohammeds beleuchtet, andererseits seine Notwendigkeit und Wichtigkeit durch Verbindung mit anderen Ereignissen seines Lebens und seiner Zeit sichtbar werden.

Als Anhang kann man dann diejenige Stellen hinzufügen, in denen er das Judentum mehr berücksichtigt hat als ihm klar war oder dieses sogar abgestritten hat.

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